Die größte Nummer

Unter dem Motto „Ich mach’ mein’ Dreck alleene“ ehrt das Zeughauskino Berlin in Kooperation mit der Deutschen Kinemathek an drei Sonntagen den aus Schlesien stammenden Bühnen- und Rundfunkkomiker Ludwig Manfred Lommel. Er war „ein kalauernder Wortverdreher, ein Vokalverschieber und Konsonantenaufweicher mit eigentümlicher, kräftiger Klangfarbe“ und damit in den 1920er und 1930er „die größte Nummer im deutschen Radio“. Dann ist er auch noch Vater von SGE-Glamour-Boy Ulli Lommel und natürlich würdiges Mitglied in unserem Club der Nebendarsteller (vgl. SGE #33, Ganz neue Character Actors). Am morgigen Sonntag, 16 Uhr, geht’s los mit der ganz auf Lommel zugeschnittenen, „krachledernen Komödie“ PAUL UND PAULINE von 1936. Die Einführung hält SGE-Autor Rolf Aurich, dem wir dieses Programm voller wundersamer Wiederentdeckungen zu verdanken haben.

100/12

„Wer wissen will, was die Bundesrepublik nach dem Krieg, bis weit nach der Wende bewegte, kann Johannes Mario Simmel lesen – romantische Nebenhandlung inklusive“ (NDR). Auch wir haben uns mehrfach und sogar kontrovers mit dem Vielschreiber beschäftigt (vgl SGE #27, German Angst-Luggi Waldleitner und Simmel; SGE #28, Simmel & Siodmak – Ein Sixties-Sittenbild). Zum 100sten Geburtstag folgt der ORF Simmels Lebensspuren (IM AUFRECHTEN GANG  – wird den deutschen Zuschauern leider vorenthalten), im Literaturhaus München unterhalten sich heute die Biografin Claudia Graf-Grossmann und der Kritiker Hannes Hintermeier über den „betörend unterhaltsamen und zugleich hochpolitischen“ Chronisten einer Epoche, auf den wir womöglich auch nochmal zurückkommen müssen.

Wieder ein Aufbruch

Für alle, die sich gerade in der Steiermark aufhalten: Seit heute kann man in Graz die Diagonale, die jährliche Leistungsschau des österreichischen Films, besuchen, mit einem neuen Leitungsduo und einem filmgeschichtlichen Special über drei Versionen von MÄDCHEN IN UNIFORM. Wer gerade nicht in Graz ist, der kann auf 3Sat vergangene Preisträgerfilme sehen – diesen zum Beispiel.

Vera Tschechowa †

Sie war eine der fünf Töchter von Heinz Erhardt in WITWER MIT FÜNF TÖCHTERN, sie spielte im Lisa-Film-Spektakel IN FRANKFURT SIND DIE NÄCHTE HEISS und für Rudolf Thome in TAROT. Gestern starb mit 83 Jahren die Schauspielerin Vera Tschechowa, von der sich sicher noch mehr Rollen für SGE-Kosmos erschließen lassen.

CHANTAL – bald auch in SGE

Chantal, die „eigentliche Kultfigur“ (Abendzeitung) aus dem dreiteiligen FACK JU GÖHTE-Erfolg, ist auferstanden und koppelt sich mit dem heute anlaufenden Spin-Off CHANTAL IM MÄRCHENLAND vom Original ab. Wir werden dieses bombastische Osterereignis zum Anlaß nehmen, die deutschen Paukerfilme (Lümmelfilme) auszugraben und im Spiegel der (neuen) Zeit zu betrachten. Wo? Im nächsten SigiGötz-Entertainment natürlich.

CHANTAL-Märchenbalkon im Mathäser/München; Foto: Erich Lusmann

 

90/36

Wir gratulieren Peter Kubelka, der „ein Leben entgegen dem Expertentum lebte“ und dessen Motiv immer „Genuß und Ekstase“ war, ganz herzlich zum 90sten Geburtstag. Im Videoporträt, präsentiert vom Standard, erzählt Kubelka, wie er das „Jetzt“ erlebt – nur echt mit Werbeunterbrechungen.

90/35

Wir gratulieren der Schauspierin Kai Fischer zum 90sten Geburtstag, wo immer sie sich gerade aufhält. Die Fischer drehte mit Joe Stöckel, Arthur Maria Rabenalt, Luis Trenker, Kurt Hoffmann, Wolfgang Glück, Erwin C. Dietrich, Harald Reinl, Kurt Nachmann, Wim Wenders, Hans C. Blumenberg, Rosa von Praumheim… Sie ließ also nichts aus im SGE-Kosmos. Ihren somnambulen Jazzsong Willenlos aus Wolfgang Glücks MÄDCHEN FÜR DIE MAMBO-BAR haben wir nicht übersehen (vgl. Stefan Ertl: SGE-Glamour-Hits im aktuellen SigiGötz-Entertainment).

Zitat der Woche

„Ein heißer Sommer in München – da gibt es zwei Orte, die unweigerlich dazugehören: die Isar und das Filmfest. Beide Welten laden dazu ein, in sie abzutauchen und sich erfrischen zu lassen.“ (Gefunden auf der Webseite des Münchner Filmfests, das sein neues Design-Konzept vorstellt)